„Gemeinsam gegen Einsamkeit“: Fachgespräch mit den Landtagsabgeordneten Daniel Born und Florian Wahl in Altlußheim

Veröffentlicht am 02.05.2024 in Veranstaltungen

Esther Kraus, Daniel Born, Ursula Pfohl, Christian Fein und Florian Wahl (vlnr) | Foto: woga Fotografie Wolfgang Gans

Altlußheim. „Gemeinsam gegen Einsamkeit“ – unter diesem Titel luden Landtagsvizepräsident Daniel Born (SPD) und Florian Wahl, Landtagsabgeordneter der SPD und Vorsitzender des Sozialausschusses, zum Gespräch mit Experten ein. Pfarrerin Esther Kraus, Ursula Pfohl vom deutschen Kinderschutzbund in Mannheim und Christian Fein von der Initiative KeinerBleibtAllein sprachen über ihre Organisationen, Initiativen und Strategien, um gegen soziale Vereinsamung vorzugehen.

Zwischen 5 und 10 Prozent der deutschen Bevölkerung empfinden anhaltende Einsamkeit, fast 30 Prozent fühlen sich immer wieder einsam. „Das ist keine Kleinigkeit mehr, das ist ein Massenphänomen“, so Florian Wahl. Die Corona-Pandemie hat insbesondere bei jüngeren Menschen zu einem starken Anstieg des Gefühls von Einsamkeit und Isolation geführt - wiederum ein Katalysator für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen.

In einem sehr angeregten und informativen Diskurs besprachen die Experten und Politiker vor rund 50 interessierten Bürgern mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Einsamkeit in der Gesellschaft. So betonte SPD-Landtagsvizepräsident Born die Ziele der SPD-Fraktion, die zahlreiche Maßnahmen gegen Einsamkeit und soziale Isolation anvisiert. Dazu gehören eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sowie der Ausbau von Präventions- und Behandlungsangeboten.

Florian Wahl sprach mögliche Gründe abseits der Pandemie an, die zu den steigenden Einsamkeitsempfindungen führen, wie beispielsweise die Veränderungen der familiären (Wohn-)Situation. Während vor 50 Jahren noch drei Generationen unter einem Dach lebten und sich umeinander kümmerten, seien heutzutage alle quer über die Republik verstreut. Auch die zunehmende Digitalisierung habe ihre Nachteile: Online-Shopping, Homeoffice und das Bestellen von Lebensmitteln via App reduzieren die Notwendigkeit, die eigene Wohnung zu verlassen, immer mehr.

„Wir erleben, obwohl wir ständig die Möglichkeit zur Kommunikation über soziale Netzwerke haben, dass Menschen trotzdem immer häufiger ungewollt alleine sind – und da fängt Einsamkeit an“, so Wahl, denn nicht die Quantität, sondern die Qualität der sozialen Kontakte sei entscheidend, ob sich jemand einsam fühle oder nicht.

Dem stimmte auch Christian Fein, Gründer von KeinerBleibtAllein, zu. Seine Initiative vermittelt u.a. Gesellschaft für alleinstehende Personen während der Weihnachts- und Neujahrsfeiertage. Mittlerweile ist sie zu einer ganzjährigen Informationsplattform für Jung und Alt herangewachsen. Er sieht vor allem junge Menschen in Lebensumbruchsituationen in Gefahr, sozial zu vereinsamen.

Viele junge Menschen, vor allem Kinder und Heranwachsende, haben immer häufiger niemanden, der mit ihnen spricht und mit dem sie sich im Gespräch üben können, berichtete Ursula Pfohl, die auch als Beraterin beim Kinder-und Jugendtelefon tätig ist. Den Anrufern gehe es vor allem um Schulprobleme, Streit mit Eltern und Freunden, Fragen zu Internet, Sucht oder sexualisierter Gewalt und zunehmend auch um psychosoziale Probleme wie Ängste und Zwänge. Sie suchten beim Telefonat vor allem jemanden, der ihnen zuhöre und mit dem sie konkret über potenzielle Lösungen sprechen könnten.

Den Wunsch mit jemanden zu sprechen, nicht alleine zu sein, damit ist auch Pfarrerin Esther Kraus konfrontiert. Sie hält den Vorstandsvorsitz der kirchlichen Sozialstation Hockenheim inne, die sich primär um die ältere Generation kümmert. Viele Menschen vereinsamen nach dem Tod des geliebten Partners. Krankenpflege, die Nachbarschaftshilfe und ähnliche Initiativen helfen hier, um der sozialen Vereinsamung ein stückweit entgegenzutreten.

Nach dem informativen Einblick wurden den Zuhörern ermöglicht, Fragen zu stellen und in die Diskussion mit den Podiumsgästen zu treten. In einem fruchtbaren und angeregten Austausch wurde über den steigenden Therapiebedarf sowie den Mangel an Therapieplätzen diskutiert und die Rolle von Generationencafés und Begegnungsstätten ebenso beleuchtet wie der steigende Bedarf, Jugendlichen aus der Isolation herauszuhelfen.

 

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